(Walter Schmolenzky) In alten Büchern und Zeitschriften geblättert
Interessantes aus längst vergangener Zeit (von Walter Schmolenzky)
Quelle: Saarländische Volkszeitung Nr.: 134 „Stimmen der Heimat“
vom 12. 06. 1954
Das Gräberfeld am Friedensweg zu Saarlouis
Vom Kriegsweg zum Friedensweg??
In seinem Aufsatz : „Das Gräberfeld am Friedensweg zu Saarlouis“ schreibt Pfarrer Carl Roderich Maria Richter 1954 in der SVZ, dass der Friedensweg in Saarlouis, früher Kriegsweg genannt wurde. Richter lässt dabei offen, ob die Umbenennung mit dem Anfang der fünfziger Jahre bei Ausschachtungsarbeiten im Bereich des Friedensweges gefundenen Gräberfeldes zusammenhängt, das nach Richter aus der Zeit um 1813 stammt und mit dem es folgende Bewandtnis auf sich hat:
„Es war im Jahre 1813, Napoleons Feldzug gegen Russland war gescheitert. Die anfangs ruhmreiche Armee war geschlagen und befand sich auf dem Rückzug. Saarlouis war damals Sammelplatz und Auffangstation für die zurück flutenden Soldatenmassen in Richtung Frankreich. Auf Schiffskähnen wurden die verletzten und todkranken Soldaten zu Hunderten auf dem Wasserwege von Trier auf Mosel und Saar in die Garnisonsstadt transportiert. Die Stadt und das damalige Gesundheitswesen waren mit dieser Situation völlig überfordert. In mehreren aufwühlenden Berichten (nachzulesen u. a. in Richters Aufsatz und bei Georg Baltzer, „Historische Notizen über Saarlouis, 1979, S. 61 ff) schilderte der damalige Maire Reneauld den verantwortlichen Militärs die Not und das Elend in seiner Stadt und bat um Unterstützung. Die Hilferufe blieben weitestgehend ungehört. Während sich die meisten der hohen Offiziere im Gefolge des Kaisers nach Frankreich absetzten, kümmerten sich die Einwohner der Stadt, allen voran Proviantmeister und Besitzer des Souty-Hofes, Francois Souty, selbstlos um die vielen verletzten und todkranken Soldaten. Dennoch konnte ihr aufopferungsvoller Einsatz das große Sterben nicht verhindern. Der Tod und eine einhergehende Seuche hielten unter den Soldaten und unter der Bevölkerung reichlich Ernte, so dass die Toten in Massengräbern vor dem Deutschen Tore, im Bereich des heutigen Friedensweges, beigesetzt werden mussten.
Richter schließt seinen Aufsatz mit den Worten:
„Die Skelette und Totengebeine, die kürzlich im Gräberfeld am Friedensweg zu Saarlouis freigelegt worden sind, wurden wieder der Erde anvertraut. Wir kennen keine Namen, aber Gott kennt sie alle“.
Anmerkung:
Im Zusammenhang mit dem Gräberfeld bin ich beim lesen bei Baltzer darauf gestoßen, dass sich unter den napoleonischen Truppen auf ihrem Rückzug auch Dragoner aus einem russisch-polnischen Regiment Namens „Smolensk“ befanden. Nach dem „Journal du Blocus de 1814“ ist auch von einem Scharmützel am 4. Juli 1814 zwischen Dragonern dieses Regimentes und Douaniers in Saarlouis die Rede. [1]
Für mich waren diese Informationen sehr interessant. Nach alten Familienaufzeichnungen soll der Name „Schmolenzky“ nämlich von russisch polnischen Soldaten in Zusammenhang mit dem Napoleonfeldzug stammen. In meiner Ahnen- und Namensforschung bin ich hierauf näher eingegangen.
[1] vgl. Baltzer, Historische Notizen über die Stadt Saarlouis, 1979, S. 78 |