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Pferdefleischkonsum

Wie immer, wenn man sich ernsthaft mit einem Thema befasst, wirft eine beantwortete Frage (im vorliegendem Fall die Klärung des Begriffes "Päärdsflääschfresser") eine weitere auf - oder mehrere.

Die neuen Fragen lauten "Seit wann gibt es Pferdefleischesser" und "Wieso existiert dieses gesellschaftliche Tabu".

Betrachtet man die Höhlenmalereinen (vgl. Lascaux) in Europa erkennt man die Steinzeitjäger auch Pferde jagen - diese werden es sicherlich nicht als Hobby oder zu ihrem Vergnügen getan haben. Auch betten sich die Bilder in andere Jagdszenen ein, ein weitere Indikator für Fleischgewinn. Leicht angenagte Knochenfunde bei Solutré sprechen auch ihre eigene Sprache. Denn heute kann man sehr genau bestimmen, welches Tier seine Zähne entlang hat gleiten lassen - es war der Homo sapiens.

Nun könnte man natürlich annehmen, dass mit der Erkenntnis, dass es sich besser reitet als läuft, schon die Abwendung vom Konsum von Pferdefleisch einherging. Dem widerspricht jedoch die durch antike Texte überlieferte Gewohnheit von Griechen, Persern und auch später den Römern (um nur die bekanntesten zu nennen) Pferde zur Fleischgewinnung zu schlachten. Doch gerade diese genannten Völker "verfeinerten" die Schlachtung und Nutzung, indem sie neben der reinen Fleischproduktion, auch eine rituelle Form einführten und das Pferd als Opfertier nutzten. Als Beispiel kann man hier die schon aus Mesopotamien (Ur, Susa, Babylon) gefundene Opfertiere oder das equus october der Römer anführen. Damit nun nicht die Idee aufkommt, dass der Genuss von Pferdefleisch eine rein europäische Angelegenheit war, erlaube ich mir auf Chinesen und Hunnen (Mongolen), also asiatische Völker, sowie die Indianer, als indigene Bevölkerung Nordamerikas, hinzuweisen.

Auch unsere keltischen Vorfahren ebenso wie die Germanen kannten Opferrituale, in denen Pferde getötet / geopfert (vgl. Zoller, 1965a, b, 1968) wurden. In vielen Pferdegruben ruhten die Tiere aufrecht in Bauchlage mit unter dem Körper gelagerten Vorder- und Hintergliedmaßen. Der Hals war hoch aufgerichtet, der Kopf lag in einer nach Norden ausgerichteten Nische. Nach Zoller (1965a) hatte es den Anschein, als würden die Pferde mit hoch aufgerichtetem Hals in dem Grab sitzen und nach Norden schauen. Warum aber denn nur nach Norden? Die germanischen Götter, also Asen und Wanen, lebten in Asgard, der mit Midgard nur durch Bifröst verbundenen Heimstatt. Man vermutete Asgard und damit Odin im Norden. Und jeder germanische Gott, jede germanische Göttin hatte ein eignes Pferd. Doch gerade Odin mit seinem Pferd Sleipnir dürfte am wichtigsten bei der Ausrichtung der Pferdekadaver gewesen sein, galt er doch u.a. als "Herr der wilden Jagd". Vergleicht man nun aktuelle Literatur zu dem Themenstrang, stellt man recht schnell fest, dass Odin neben Pferden auch Hirsche und Hunde geopfert wurden.

Warum aber in tiefste Vergangenheit schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Denn die gekreuzten Pferdeköpfe an viele Bauernhäuser in Niedersachsen entspringen dem alten Brauch die Pferdeköpfer von Opfertieren deutlich sichtbar anzubringen. Wenn man denn schon ein teures Tier opfert, sollen es die Götter doch auch wissen und sehen. Auch das Bild des sprechenden Pferdekopfes im Märchen der Gänseprinzessin "Oh Fallada, da Du hangest" wird von einigen Wissenschaftlern als Erinnerung an diesen Ritus interpretiert. (vgl. Zoller)


Pferdefleischkonsum wird gebannt

Offiziell handelte die römisch-katholische Kirche im Einklang mit der alttestamentarischen Speisevorschrift, wie sie im 3. Buch Moses 11, 3-7 beschrieben ist, und die den Genuss des Fleisches von Tieren, deren Klauen nicht gespalten und keine Wiederkäuer sind, verbietet. Auslöser war jedoch Papst Gregor III mit seinem Verbot aus dem Jahr 732 n. Chr., Pferdefleisch zu essen, eine Praktik, die er als abscheulich bezeichnete.
Etwas spät für eine Umsetzung eines Verbotes, dass in der Bibel verankert ist. Und so suchten Forscher nach etwas glaubhafteren Gründen, die zu diesem Verbot führten und wurden auch fündig.

Unter Papst Gregor III wurde die Christianisierung der Germanen betrieben, somit hätte das Verbot von Pferdefleisch sich gegen eine Kultpraktik der Germanen gewand, analog dem Bau von Kirchen auf heidnischen Stätten. Diese These des Verbotes eines heidnischen Opfers unterstützt Basche (1991), ebenso Bay u. Trump (1973). Eine weitere, ebenfalls plausible These bezieht sich hingegen schlicht auf den Engpass an Streitrössern, denn nicht immer war der Vatikan so unbewaffnet wie heute.

Wie dem auch sei, das Verbot durch Papst Gregor erstmalig ausgesprochen, wurde von Papst Zacharias bestätigt und der Heilige Bonifatius trug es zu den Menschen.

Pikanter Weise wurde während der Christianisierung der Isländer selbigen von der katholischen Kirche der Genuss von Pferdefleisch gestattet. Die Begründung war, dass man es dort zum Überleben benötigt.

Phelan

 

siehe auch: Päärdsfleischfrässer

 

 

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